Sturm im Wasserglas

07.11.2025

Unsere Position zur Fähre

Zur Richtigstellung der aktuellen Kommentierung über die FDP Mühlheim am Main durch die Offenbach Post in Ihrer Ausgabe vom 01.11.2025 erscheint es uns sinnvoll, an dieser Stelle einmal unsere Position zur Fähre darzulegen.

Wir wollten immer eine Fähre! So steht es in unserem Wahlprogramm und so kann man es auf unserem Internetauftritt nachlesen und schließlich stammt die Machbarkeitsstudie der BI Fähre in weiten Teilen von uns. Eine Fähre ist ein herrlicher Anachronismus in einer Zeit, in der gefühlt  immer alles schneller gehen muss.

Wir sind allerdings ausdrücklich dann gegen eine Fähre, wenn die Hauptlast von den kommunalen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern getragen werden müsste. 

Das jüngst im Haupt- und Finanzausschuss vorgestellte Gutachten weist leider fachliche Mängel und inhaltliche Lücken auf. So wird u.a. ein angenommener volkswirtschaftlicher Nutzen der Fähre (aus eingespartem CO2 Ausstoß) attestiert, welcher aus unserer Sicht nicht schlüssig ist. Demgegenüber steht ein leider sehr reales Defizit, welches finanziert werden müsste.

Es ist die Pflicht der Ausschussmitglieder, stets kritisch zu hinterfragen. Genau das hat leider niemand außer uns getan! Wir haben dann unsere Bedenken thematisiert und in Folge wurde der gemeinsame Antrag der Allianz um eine Sitzung geschoben – und entsprechend korrigiert. Wir haben aber ganz gewiss nicht den eigenen “Antrag torpediert”, geschweige denn das Gutachten als “absoluten Quatsch” bezeichnet, wie es sich der Lokalredakteur der OP in der Ausgabe vom 01.11.2025 zusammenreimt.

Es ist unsere Pflicht gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern, die am Ende die Zeche zahlen müssten, dem Magistrat und  der verantwortlichen Dezernentin Gelegenheit zu geben, die inhaltlichen Lücken, nämlich die Finanzierung über alle beteiligten Gebietskörperschaften (Mühlheim, Maintal, Kreis OF und Kreis Main-Kinzig), sowie ggf. Zuschüsse des Landes Hessen und des Bundes – und der alles entscheidende Punkt – Verfügbarkeit von Personal, nun final zu klären.

Wenn man sich ein wenig Mühe macht und recherchiert, kommt man sehr schnell zu dem Ergebnis, dass an vielen Stellen in Deutschland Fähren wegen Personalmangel ihren Betrieb einschränken oder vollständig einstellen müssen. Die Elektrofähre zwischen Oberbillig und Wasserbillig zum Beispiel, übrigens die einzige Referenz für den geplanten Fährentyp, soll für fast 2 Millionen EU Gelder auf teilautonomes Fahren nachgerüstet werden, so dass sie von einer Hilfskraft alleine zu führen ist. Der Grund: Es gibt nicht mehr genug ausgebildete Fährleute.

Auch wenn eine für alle auskömmliche Finanzierung gelingen würde, so halten wir es Stand heute für fraglich, ob man drei bis vier Fährleute rekrutieren könnte. Und die Beschaffung einer Fähre ohne Personal wäre eine grob fahrlässige Verschwendung von Steuergeld. Das ist selbstverständlicher Konsens in der Allianz!

Aber wer weiß, vielleicht gelingt ja das Kunststück, wieder eine zuverlässige Fährverbindung zwischen Mühlheim und Maintal zu vertretbaren Kosten für die Kommunen und mit ausreichend Personal einzurichten. Wir würden uns freuen!

Insoweit ist das ganze Thema Fähre ein Sturm im Wasserglas und taugt vielleicht dem ein- oder anderen für den anstehenden Wahlkampf – und der Offenbach Post auf jeden Fall dazu, mit “alternativen Fakten” zu einem Thema von gestern die Zeitung von heute zu füllen!